10 Nov
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Die Rolle des Finanzplatzes in politischen Krisen

Fachtagung zum Umfeld der Wertpapierabwicklung in Deutschland

Dieses Jahr fand die Tagung in einer Location im neu entstandenen Frankfurter Bürostadtteil Gateway Gardens in der Nähe des Flughafens statt, außerhalb von Frankfurt. Die Tagung war geprägt von der Rückkehr zu Präsenzveranstaltungen und von allen TeilnehmerInnen haben wir gehört, dass sie sich sehr freuen, wieder an einer Veranstaltung vor Ort und nicht vor den Bildschirmen teilzunehmen. Der Aspekt, wieder live in Kontakt mit der Community in Frankfurt zu kommen, war auch für uns als Teilnehmer von SDS ganz wesentlich. Es war einfach großartig, eine Reihe bekannter Gesichter wiederzusehen. SDS war wie jedes Jahr mit einem Stand und einem Expertenteam, bestehend aus Wolfgang GöbMartin Reichhart und Hrvoje Kajzer, vor Ort vertreten.

Die Qualität der Vorträge war wie immer beim Finanzplatztag auf einem sehr hohen Niveau. Die Themengebiete erstreckten sich von den Auswirkungen der Coronapandemie und des Ukrainekrieges auf die Finanzindustrie und den Finanzplatz Frankfurt über typische Fondsindustrie- und Asset Management-Themen bis hin zu Digitalisierung und Krypto, wobei die letzten zwei Aspekte besonders am zweiten Tag die Vorträge dominierten. Aus vielen höchstinteressanten und sehr aktuellen Themen, die in Vorträgen und Paneldiskussionen in den zwei Tagen der Veranstaltung behandelt wurden, möchte ich einige aus meiner Sicht besonders einprägsame und aufschlussreiche hervorheben.

Keynote Speech: Sabine Mauderer, Vorstandsmitglied Deutsche Bundesbank

In ihrer Einleitung über die Ukraine, die Energiekrise, die Energiepreise und die Volatilität von Öl- und Gaspreisen betonte Frau Mauderer besonders, dass die Preise alternativer Energiequellen teilweise schon deutlich unter jenen der fossilen Brennstoffe liegen. Der Earth Overshoot Day war dieses Jahr schon im Mai, was uns wieder sehr deutlich daran erinnert, dass diesbezüglich schnellstens gehandelt werden muss. Innovation muss hier helfen, aber das kostet natürlich enorm viel Geld: Der weltweite Investitionsbedarf liegt bei ca. 5.700 Mrd. USD pro Jahr, bzw. 350 Mrd EUR pro Jahr in der EU alleine, für die Umstellung der Energieversorgung. Die Finanzbranche hat hier eine Schlüsselrolle inne, allerdings hat die Kreditvergabe regulatorische Grenzen, vor allem in der Bankbilanz. Verbriefung wäre eine Lösung, das ist aber eine komplizierte Anlageklasse, die schwierig zu begeben und zu verwalten ist. Die zu erwartenden Zinsschritte in naher Zukunft machen die Finanzierung auch nicht leichter.

In einem der nächsten Vorträge wurde unter anderem über die Welt im Umbruch berichtet – mit der Frage, ob das eine Zeitenwende für das Asset Management bedeutet. Derzeit ist man sich in der Asset Management-Industrie einig, dass die guten Zeiten am Kapitalmarkt bis auf Weiteres vorbei sind. Die Chancen sind zwar noch da, sind aber wesentlich risikoreicher geworden. Daher ist viel mehr aktives Management nötig. Die großen Themen benötigen Aktienmärkte und eine Transformation von „braunen“ Unternehmen zu „grünen“. Dafür braucht es Finanzierung und somit auch die Fondsindustrie als Investor, die das investierbare Kapital in diese Richtung kanalisiert.

HSBC Deutschland hat uns durch den Vortrag „Future of Work at HSBC“ einen Einblick in die zukünftigen Arbeitsmodelle gegeben, die bei HSBC teilweise schon jetzt umgesetzt werden. Hier geht es nicht mehr um Regelungen und Vorgaben, sondern vielmehr um die Selbstständigkeit eines jeden Teams, welches sich selbst organisiert und Vereinbarungen trifft. Maßnahmen zur Umsetzung solcher Arbeitsmodelle sind aus der Sicht von HSBC Unterstützung der Führungskräfte durch Change Management, Fokus auf das Thema, individueller Support, Vernetzung der Führungskräfte und Kontakt zu anderen „Future of Work“-Teams im Konzern. Ein sehr moderner und innovativer Ansatz, der das Managementverhalten der Führungskräfte sehr fordert.

Die Themen ESG, Regulatorik, Krypto und Sanktionen durften auch nicht fehlen.

Bei ESG liegt der Fokus derzeit auf dem Aspekt „Environmental“, für „Social“ und „Governance“ fehlen noch die regulatorischen Rahmenbedingungen. Hand in Hand mit ESG entwickelt sich auch der regulatorische Rahmen: die Taxonomie-Verordnung und Kriterien, die erfüllt werden können, damit der Grad der Nachhaltigkeit eines Produktes oder Unternehmens festgestellt werden kann. Sanktionen: WM hat ein Produkt, das aber nur Russland abbildet. Im Oktober soll ein universelleres Produkt für alle Länder, die von den USA oder der EU sanktioniert werden, auf den Markt kommen. Neuigkeiten bei Krypto: Ab Sommer 2022 soll es möglich sein, Kryptofondsanteile zu erwerben.

Die Podiumsdiskussion „Die Rolle des Network Managers in politischen Krisen“ beschäftigte sich mit den organisatorischen und koordinativen Herausforderungen innerhalb einer Bank. Stojan Milicevic, Head of Network Management bei HSBC Deutschland, lieferte einen sehr eindrucksvollen Erlebnisbericht über die Ukrainekrise: Einfluss auf das Lagerstellennetz, Analyse des Lagerstellennetzes, russische Wertpapiere, Sanktionen, russische Gegensanktionen mit Kündigung von ADRs usw. In so einer Situation, in der sich Ereignisse überschlagen, ist es sehr schwierig, bei Sanktionen in kurzer Zeit zu interpretieren, welche Wertpapiere davon genau betroffen sind. Die Rechtssicherheit war nicht einfach herzustellen, wurde aber durch eine Kombination aus verschiedenen Quellen – hauseigene Meinung, Community-Ansatz, Informationen von Lagerstellen und des Regulators – gewährleistet.

Wie jedes Jahr hat Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin und Head of Research & Advisory bei Helaba, auch beim diesjährigen 15. Finanzplatztag einen hervorragenden Vortrag gehalten – diesmal über die aktuellen 4D-Megatrends: Dekarbonisierung, Digitalisierung, Deglobalisierung und Demografie. Unterstützt wurde ihr Vortrag durch zahlreiche eindrucksvolle grafische Darstellungen der aktuellen und zukünftigen Zusammenhänge.

Der Beitrag von SDS zur sensationellen Vortrags- und Paneldiskussionsreihe war die hervorragende Präsentation von Dr. Wolfgang Göb, der uns sehr anschaulich einen aktuellen Überblick über das Thema Quellensteuern in der Wertpapierabwicklung verschafft und den Einsatz von OECD TRACE als mögliche Lösung, die in Finnland schon umgesetzt wird, vorgestellt hat.

FAZIT
Eine äußerst gelungene Tagung mit sehr vielen erstklassigen Vorträgen und Diskussionsrunden, bei der sich alle TeilnehmerInnen, Vortragenden und BesucherInnen über die Tatsache gefreut haben, dass es eine Präsenzveranstaltung war. Man hat alte Freunde und Bekannte getroffen, sich persönlich vor Ort über das aktuelle Geschehen am Markt und in der Industrie austauschen können und über die aktuellen und zukünftigen Geschäftsmöglichkeiten das eine oder andere Wort gewechselt. Als langjähriger und seit Jahrzehnten am deutschen Markt präsenter Anbieter von Lösungen für Wertpapierabwicklung, Custody, Steuer, regulatorisches Berichtswesen sowie Compliance hat SDS diese Chance genutzt, um mit einem fachkundigen Team vor Ort die neuesten Entwicklungen aus dem eigenen Hause zu präsentieren und mit der Community weiterhin in direktem Kontakt zu bleiben.

Vor Ort aktiv beobachtet von:
Hrvoje Kajzer

Für mehr Informationen, einen informellen Austausch unter Experten oder für weitere Diskussionen zu den oben erwähnten Themen könnt ihr jederzeit mich oder meinen Kollegen Alexander Hoffmann kontaktieren.

SDS Stand

Die Rolle des Network Managers in politischen Krisen: Stojan Milicevic, Head of Network Management bei HSBC Deutschland

 

Kontakt
Hrvoje Kajzer
Sales Account Manager